30. September 2022

 

 

WALD-BLATT

Echtes Erleben,
statt Simulation

WALDAU. ,,Die neueste Unreal Technology läuft heiß, mit frischen 3D-Visualisierungen“ – so werben Christian Vogel und das Team von Echtzeitstudios in der Alten Mühlenstraße in Waldau. Aber was heißt das?  Was machen die Leute von Echtzeitstudios?

Zunächst sitzen sie mal am Computer, der mit einer besonderen Software ausgestattet ist. Das Ziel ist die Möglichkeit, ein Produkt echt zu erleben, anstatt nur zu simulieren, der Realität so nahe wie möglich kommen, ohne real zu sein.

Wenn der örtliche Sportartikelhändler beispielsweise die Idee hat, den neuen Wintersportartikel auf dem Dach der Welt, dem Mount Everest, im Himalaya, zu präsentieren: Da kann man sich theoretisch mit einer Fotomontage behelfen, was mittlerweile jeder mittelmäßig begabte Internetnutzer realisieren kann. Aber in 3D, so richtig im Himalaya, so, dass es echt aussieht, das machen dann die Profis von Echtzeitstudios.

Durch die Pandemie, den Wegfall von Messen und Ausstellungen, wurde eine Alternative zur Bewerbung eines neuen Produkts notwendig. Und die Digitalisierung macht das möglich.

 

Titisee-Neustadt als Standort

Anke und Christian Vogel sind 2019 nach Waldau gezogen. Neben allen nebensächlichen Gründen war der wichtigste für die beiden, nah an der Natur und weg von jeglicher Schnelllebigkeit zu wohnen. Anke Vogels Standbein ist die Werbeagentur ,,Kamphans-die KreativAgentur“, aber auch die Unterstützung und Mitarbeit bei den Echtzeitstudios. Coronabedingt sind die Vogels vor zwei Jahren auf Home-Office umgestiegen. Der Knick in der Werbebranche, wie die Absagen von Veranstaltungen und Messen sowie reduzierte Marketingbudgets, haben zu – einem Umdenken geführt und die Idee zu Echtzeitstudios war geboren. Christian Vogel, der hauptberuflich aus dem Bereich Computerspiele-Entwicklung kommt, macht schon seit vielen Jahren 3D-Visualisierungen für große und kleinere Firmen. Bedingt durch einen sehr großen Technologiewandel entstand eine Schnittstelle zwischen der Technik aus Computerspielen und den Anwendungsmöglichkeiten für Industriekunden. Die neue Technologie ermöglicht es, für Kunden sehr schnell gute Ergebnisse zu einem Bruchteil der Kosten anbieten zu können. Viel mehr noch können Kunden mit auf die Entwicklungs-Reise genommen werden, dergestalt, dass Besprechungen über Änderungen direkt, in Echtzeit, umgesetzt und gezeigt werden können, was früher eher Stunden oder Tage gedauert hat.

 

Was genau ist nun eine Echtzeitmöglichkeit?

Der Unterschied zur bekannten Vorgehensweise bei der Digitalisierung von 3D-Daten besteht darin, dass bei der Digitalisierung die Ergebnisse erst zeitintensiv berechnet werden müssen. So benötigt diese Art der Entwicklung für ein einzelnes 3D-Bild mehrere Minuten bis Stunden. Da ein Film aus mindestens 24 Bildern pro Sekunde besteht, kann es teilweise Tage dauern, bis eine anschaubare Version vorhanden ist.

Mit der neuen Echtzeit-Technologie ist es möglich, sich frei durch virtuelle Welten zu bewegen, neue Perspektiven zu erleben und eine Vielzahl an unterschiedlichsten Geschäftsfeldern zu bedienen: Einerseits die Industriekunden, die ein Produkt online schon vor der Marktreife präsentieren können, was einen Zeitvorsprung vor den Mitbewerbern verschaffen kann. Andererseits können sich Firmen, über ihre Produkte hinaus, im digitalen Raum präsentieren. Zum Beispiel durch eine virtuelle Firmenzentrale oder durch einen virtuellen Showroom, der aber auch wieder in die reale Welt geholt und beispielsweise auf einer Leinwand bei einer Veranstaltung oder auf einer Messe gezeigt werden kann.

Darüber hinaus können die Echtzeitstudios den Kunden vorab virtuell auf einen Rundgang zum eigenen Messestand oder zur eigenen Bühnenshow (wie etwa in der Europa Park Arena) mitnehmen und den Kunden so bei Entscheidungen begleiten – Entscheidungen, die schwerer fallen, wenn man nur auf einen Plan mit eingezeichneten Tischen, Stühlen und Bühnenelementen starren kann und der Rest der Fantasie überlassen ist.

Ein weiteres Feld, das hier angrenzt, sind virtuelle Produktionen: Die am Computer erstellten, begehbaren Welten können, wie in Filmproduktionen üblich, per GreenScreen (ein Hintergrund, der später ,,gefüllt“ wird) oder ganz modern im LED-Volumen für Film und Videodrehs einspielen, um real gefilmte Menschen in digitalen Welten zu präsentieren.

 

Hersteller oder Endverbraucher?

Wer sich also vor diese Leinwände stellt, wird direkt und sehr realistisch von der dahinterliegenden Szene angeleuchtet. Sei es ein virtueller Sonnenaufgang oder eine eisige Winterlandschaft– wie eben zum Beispiel auf dem Mount Everest.

,,Künstliche und am Computer erschaffene Menschen werden immer realistischer in ihrer Darstellung – ersetzen allerdings nicht den echten Menschen“, so Christian Vogel mit einem Augenzwinkern. Ein interessant gestaltetes Produkt spricht in einem Webshop den Endkunden direkt an, macht die zu verkaufenden Produkte spannender und greifbarer. Andererseits sind Firmen froh über Unterstützung bei der Messeplanung oder dabei, ihnen im digitalen Raum ein Gesicht zu geben.

Für Bilder und Videos, die Echtzeitstudios liefen, ist keine spezielle Software beim Anschauen nötig. Die Videos können nach Belieben verwendet werden.,,Alles, was auf unserer Webseite zu sehen ist, ist rein digital von uns erstellt. Als Ausgangsmaterial für Maschinen bekommen wir die Daten geliefert, die wir entsprechend aufbereiten, einbauen, mit Materialien versehen, beleuchten und mit Kameras in Szene setzen. Die Räumlichkeiten, wie die Werkstatt oder die Küche, sind rein digital erstellt. Hierzu werden teilweise Dinge selbst gebaut und dann von uns zusammengestellt“, stellt Christian Vogel klar. Digitales Handwerk vom Feinsten. cgo.